Heute sollte es von München über Kempten nach Bern gehen.
Auch mit dem Zug eigentlich keine grosse Sache. Da die Deutsche Bahn jedoch auf
beiden Strecken durchs Allgäu Bauarbeiten mit Streckensperren durchführte, war
der Reiseweg etwas komisch.
Auf der Strecke München – Memmingen – Lindau wurden
Kabelarbeiten durchgeführt, hier gab es gar kein durchkommen. Auf der Strecke
München – Kempten – Lindau wird ein Tunnel saniert. Auch kein Durchkommen. Um
nicht komplett Schachmatt zu sein, wird sporadisch ein Gleis für die internationalen
Züge zwischen München und Zürich freigegeben. So kam es, dass uns der
Online-Fahrplan eine Verbindung von Kempten zurück nach Buchloe mit Anschluss
an den Zug der über Kempten (ohne Halt) geleitet wurde ausgab. Da die Umsteigezeit
nur acht Minuten betrug, und der Zug nach Zürich gemäss Hinweis im Fahrplan
zehn Minuten vorzeitig fahren sollte, fragten wir sicherheitshalber nach, ob
dies schon der angepasste Fahrplan sei. Eine nette Dame im Bahnreisezentrum
München konnte uns das bestätigen. So machten wir uns auf um von Kempten auf
zurück nach Buchloe um «Anlauf» zu holen. Dank einem Privat-Taxi sogar eine
halbe Stunde vorher. Dies gab uns die Möglichkeit uns in der Dönerbude am
Bahnhof noch etwas einzudecken. Dies sollte sich als sehr gute Idee erweisen.
Rechtzeitig zur Abfahrtszeit des Zuges und zur Stunde null
der folgenden Ereignisse waren wir auf dem Bahnsteig. Unser Zug war an der
Anzeige angeschrieben, es stand jedoch noch der Zug nach Memmingen am Perron
der nach dem Zug nach Zürich-Basel fahren sollte. Dies beunruhigte niemanden.
Die Reisenden, anscheinend alles geübte Bahnfahrer merkten, dass der Zug nach
Nirgendwo (die Anzeigen an den Wagen funktionierten nicht) von DB-Regio nicht
derjenige nach Basel sein kann, und diejenigen nach Memmingen stiegen wohl aus
Gewohnheit ein.
Nach ein paar Minuten kam dann unser Zug dann doch wir
stiegen ein, die reservierten Plätze waren nicht angeschrieben und natürlich
hatte dort jemand Platz genommen. Dies war jedoch kein wirkliches Problem wir
fanden auch so platz und machten uns hinter Döner Co. Nach kurzer Zeit kam die
Durchsage, dass sich die Weiterfahrt wegen einer «vorübergehenden Streckensperre»
sich um ein paar Minuten verzögere. Etwas später dann wurde gemeldet es werde
abgeklärt ob es sich um einen Personenunfall handle. Einige Zeit später dann
die Durchsage, es handle sich um einen Personenunfall an unserem Zug. Der
Notarzt sei aufgeboten. Um unseren Zug war es jedoch verdächtig ruhig. Anhand
der Durchsagen im Zug und am Bahnsteig sowie der Ereignissen im Bahnhof konnten wir uns
zusammenreimen dass der Zug in Ereignis auf der Strecke München Buchloe
verwickelt war (dies bestätigte dann auch ein Lokführer der zu diesem Zeitpunkt
eigentlich beim Bier mit seinen Kumpels in Lindau sein wollte). Die Strecke Richtung
München war zu. Nach geschlagenen eineinhalb Stunden tauchten zwei Polizisten
auf. An der Lokomotive wurden Fotos gemacht. Ein Notfallsehlsorger, der
ebenfalls mit den Polizisten auftauchte begab sich zur Lok. Immerhin bekam er
Lokführer mal Betreuung. Zum Glück holte ich den gratis Kaffee, wegen der Verspätung wurden gratis Getränke im
Speisewagen angeboten, recht früh ab. Als die Polizei aufkreuzte wurden die
Loks für die Untersuchung ausgeschaltet. Die Stromversorgung für de
Gerätschaften in der Küche des Speisewagens versiegte. Unterdessen waren zwei
Stunden vergangen. Die Polizisten liefen den Zug ab und verschwanden. Zweieinhalb
Stunden nach der Stunde null dann die Information, dass der Zug von den
Behörden nicht frei gegeben werde, die Weiterfahrt voraussichtlich mit dem
nachfolgenden Zug München – Zürich um Acht Uhr erfolgen soll. Diese Prognose
war hoffnungslos optimistisch. Dieser Zug befand sich auf einer aus diesem
Anlass völlig überlasteten Umleitungstrecke. Als noch ein Bestatter mit einer
Plastiktüte in der Hand über den Bahnsteig ging, gab diese der ruhigen aber
zynisch-sarkastischen Stimmung in unserem Wagen auftrieb.
Nach fast genau vier Stunden nach der Stunde null setzten
wir die Fahrt mit dem nächsten Zug Richtung Zürich fort, dieser hatte zu diesem
Zeitpunkt notabene knappe zwei Stunden auf der Verspätungsuhr. Damit belegt die
DB nun Platz zwei in meiner «ewigen Verpsätungsstatistik», die Mexikaner mit
dreieinhalbstunden wurden auf Platz drei verwiesen, für die zwölf Stunden der
Italienischen Bahnen reicht es jedoch noch nicht. Vorerst.
Einigermassen zügig ging die Fahrt durch die Nacht Richtung
Bodensee. Die Ankunftsprognose der Zugbegleiterin erwies sich als gar optimistisch.
Als Sie sich bei Lindau wieder meldete, entschuldigte sie sich für die auf 141
Minuten aufgelaufenen Verspätung (für die in Buchloe gestrandeten des ersten
Zuges waren es noch zwei Stunden mehr). Dies weil der Zug umgeleitet wurde, na
ja der Letzte Teil wäre ja geplant gewesen…
Weiter fuhr der Zug nach Zürich. Kurz nach ein Uhr nachts
kamen wir dort an. Für die Weiterreise standen einige Taxen bereit. Eine
resolute Dame versuchte im Stile eines Feldwebels
die Reisenden sinnvoll auf die Fahrzeuge zu verteilen. Fragen wurden abgewimmelt
oder Fragende gleich laut zurechtgewiesen. Sie bat resolut reisende Richtung Bern sich in
eine Ecke zu stellen, eine ordentliche Truppe begab sich dort hin. Als sie zwei
Reisende mit starkem französischem Akzent die Fragten wo sich Reisende nach
Grenchen hinstellen sollten laut zurechtwies, war dies der taktische Fehler der
eine effiziente Aufteilung der Reisenden verunmöglichte. Sie fragte dann kurz
angebunden nach Reisenden nach Bern Stadt. Gerade mal drei Hände hoben sich.
Sie schickte diese kurzerhand mit zwei weiteren in ein Taxi. Auf die Frage wo
jetzt die Reisenden für die Region Bern hinsollten brachte sie wohl zur
Weissglut. Jedenfalls befanden wir uns bald zu fünft plus Fahrer in einem Taxi mit
Ziel Aarau und Bern. Da in diesem Fahrzeug gab es schon Platz für fünf
Passagiere nur keinen mehr fürs Gepäck. Leider hatte jeder eine Tasche dabei. Weil
eine Person auf dem Zusatzsitz im Beriech des Kofferraums Platz nehmen durfte,
musste etliches Gepäck auf dem Schoss transportiert werden. Was mehr
zweckmässig als angenehm war. So ging
die Fahrt los, ein Links/Rechts-Problem wurde mit einer Fahrt über den
Sperrstreifen gelöst. Nachdem in Aarau zwei Reisende ausgestiegen waren und das
Gepäck vollständig im Kofferraum Platz gefunden hatte besserte sich dies. Mit
knapp fünf Stunden Rückstand auf den ursprünglichen Plan trafen wir dann Zuhause
ein.
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