Freitag, 9. Dezember 2016

It’s a long long way back home…



Heute sollte es von München über Kempten nach Bern gehen. Auch mit dem Zug eigentlich keine grosse Sache. Da die Deutsche Bahn jedoch auf beiden Strecken durchs Allgäu Bauarbeiten mit Streckensperren durchführte, war der Reiseweg etwas komisch. 
Auf der Strecke München – Memmingen – Lindau wurden Kabelarbeiten durchgeführt, hier gab es gar kein durchkommen. Auf der Strecke München – Kempten – Lindau wird ein Tunnel saniert. Auch kein Durchkommen. Um nicht komplett Schachmatt zu sein, wird sporadisch ein Gleis für die internationalen Züge zwischen München und Zürich freigegeben. So kam es, dass uns der Online-Fahrplan eine Verbindung von Kempten zurück nach Buchloe mit Anschluss an den Zug der über Kempten (ohne Halt) geleitet wurde ausgab. Da die Umsteigezeit nur acht Minuten betrug, und der Zug nach Zürich gemäss Hinweis im Fahrplan zehn Minuten vorzeitig fahren sollte, fragten wir sicherheitshalber nach, ob dies schon der angepasste Fahrplan sei. Eine nette Dame im Bahnreisezentrum München konnte uns das bestätigen. So machten wir uns auf um von Kempten auf zurück nach Buchloe um «Anlauf» zu holen. Dank einem Privat-Taxi sogar eine halbe Stunde vorher. Dies gab uns die Möglichkeit uns in der Dönerbude am Bahnhof noch etwas einzudecken. Dies sollte sich als sehr gute Idee erweisen. 

Rechtzeitig zur Abfahrtszeit des Zuges und zur Stunde null der folgenden Ereignisse waren wir auf dem Bahnsteig. Unser Zug war an der Anzeige angeschrieben, es stand jedoch noch der Zug nach Memmingen am Perron der nach dem Zug nach Zürich-Basel fahren sollte. Dies beunruhigte niemanden. Die Reisenden, anscheinend alles geübte Bahnfahrer merkten, dass der Zug nach Nirgendwo (die Anzeigen an den Wagen funktionierten nicht) von DB-Regio nicht derjenige nach Basel sein kann, und diejenigen nach Memmingen stiegen wohl aus Gewohnheit ein.

Nach ein paar Minuten kam dann unser Zug dann doch wir stiegen ein, die reservierten Plätze waren nicht angeschrieben und natürlich hatte dort jemand Platz genommen. Dies war jedoch kein wirkliches Problem wir fanden auch so platz und machten uns hinter Döner Co. Nach kurzer Zeit kam die Durchsage, dass sich die Weiterfahrt wegen einer «vorübergehenden Streckensperre» sich um ein paar Minuten verzögere. Etwas später dann wurde gemeldet es werde abgeklärt ob es sich um einen Personenunfall handle. Einige Zeit später dann die Durchsage, es handle sich um einen Personenunfall an unserem Zug. Der Notarzt sei aufgeboten. Um unseren Zug war es jedoch verdächtig ruhig. Anhand der Durchsagen im Zug und am Bahnsteig  sowie  der Ereignissen im Bahnhof konnten wir uns zusammenreimen dass der Zug in Ereignis auf der Strecke München Buchloe verwickelt war (dies bestätigte dann auch ein Lokführer der zu diesem Zeitpunkt eigentlich beim Bier mit seinen Kumpels in Lindau sein wollte). Die Strecke Richtung München war zu. Nach geschlagenen eineinhalb Stunden tauchten zwei Polizisten auf. An der Lokomotive wurden Fotos gemacht. Ein Notfallsehlsorger, der ebenfalls mit den Polizisten auftauchte begab sich zur Lok. Immerhin bekam er Lokführer mal Betreuung. Zum Glück holte ich den gratis Kaffee,  wegen der Verspätung wurden gratis Getränke im Speisewagen angeboten, recht früh ab. Als die Polizei aufkreuzte wurden die Loks für die Untersuchung ausgeschaltet. Die Stromversorgung für de Gerätschaften in der Küche des Speisewagens versiegte. Unterdessen waren zwei Stunden vergangen. Die Polizisten liefen den Zug ab und verschwanden. Zweieinhalb Stunden nach der Stunde null dann die Information, dass der Zug von den Behörden nicht frei gegeben werde, die Weiterfahrt voraussichtlich mit dem nachfolgenden Zug München – Zürich um Acht Uhr erfolgen soll. Diese Prognose war hoffnungslos optimistisch. Dieser Zug befand sich auf einer aus diesem Anlass völlig überlasteten Umleitungstrecke. Als noch ein Bestatter mit einer Plastiktüte in der Hand über den Bahnsteig ging, gab diese der ruhigen aber zynisch-sarkastischen Stimmung in unserem Wagen auftrieb.
Nach fast genau vier Stunden nach der Stunde null setzten wir die Fahrt mit dem nächsten Zug Richtung Zürich fort, dieser hatte zu diesem Zeitpunkt notabene knappe zwei Stunden auf der Verspätungsuhr. Damit belegt die DB nun Platz zwei in meiner «ewigen Verpsätungsstatistik», die Mexikaner mit dreieinhalbstunden wurden auf Platz drei verwiesen, für die zwölf Stunden der Italienischen Bahnen reicht es jedoch noch nicht. Vorerst.
Einigermassen zügig ging die Fahrt durch die Nacht Richtung Bodensee. Die Ankunftsprognose der Zugbegleiterin erwies sich als gar optimistisch. Als Sie sich bei Lindau wieder meldete, entschuldigte sie sich für die auf 141 Minuten aufgelaufenen Verspätung (für die in Buchloe gestrandeten des ersten Zuges waren es noch zwei Stunden mehr). Dies weil der Zug umgeleitet wurde, na ja der Letzte Teil wäre ja geplant gewesen…
Weiter fuhr der Zug nach Zürich. Kurz nach ein Uhr nachts kamen wir dort an. Für die Weiterreise standen einige Taxen bereit. Eine resolute Dame versuchte im Stile eines  Feldwebels die Reisenden sinnvoll auf die Fahrzeuge zu verteilen. Fragen wurden abgewimmelt oder Fragende gleich laut zurechtgewiesen.  Sie bat resolut reisende Richtung Bern sich in eine Ecke zu stellen, eine ordentliche Truppe begab sich dort hin. Als sie zwei Reisende mit starkem französischem Akzent die Fragten wo sich Reisende nach Grenchen hinstellen sollten laut zurechtwies, war dies der taktische Fehler der eine effiziente Aufteilung der Reisenden verunmöglichte. Sie fragte dann kurz angebunden nach Reisenden nach Bern Stadt. Gerade mal drei Hände hoben sich. Sie schickte diese kurzerhand mit zwei weiteren in ein Taxi. Auf die Frage wo jetzt die Reisenden für die Region Bern hinsollten brachte sie wohl zur Weissglut. Jedenfalls befanden wir uns bald zu fünft plus Fahrer in einem Taxi mit Ziel Aarau und Bern. Da in diesem Fahrzeug gab es schon Platz für fünf Passagiere nur keinen mehr fürs Gepäck. Leider hatte jeder eine Tasche dabei. Weil eine Person auf dem Zusatzsitz im Beriech des Kofferraums Platz nehmen durfte, musste etliches Gepäck auf dem Schoss transportiert werden. Was mehr zweckmässig als angenehm war.  So ging die Fahrt los, ein Links/Rechts-Problem wurde mit einer Fahrt über den Sperrstreifen gelöst. Nachdem in Aarau zwei Reisende ausgestiegen waren und das Gepäck vollständig im Kofferraum Platz gefunden hatte besserte sich dies. Mit knapp fünf Stunden Rückstand auf den ursprünglichen Plan trafen wir dann Zuhause ein.

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